Toggenburg – Förderprogramm Stromspartour

Projektbeschrieb

Der Förderverein Energietal Toggenburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2034 den regionalen Energiebedarf aus eigener Produktion und erneuerbaren Ressourcen zu decken. Mit dem Projekt „STROM SPAR TOUR – Energieeffizienz und –intelligenz im Toggenburg“ wurde durch konkrete Massnahmen innerhalb kurzer Zeit eine Effizienzsteigerung im Stromverbrauch angestrebt. Das Projekt beinhaltete diese Hauptmassnahmen: 

  • Einbau Mobilfunkfernsteuerungen (GSM) für Elektroheizungen in Ferienhäuser und -wohnungen, die Energieeinsparung beträgt bis zu 60%
  • Ersatz Heizungsumwälzpumpen durch A-Klasse-Pumpen in dauernd bewohnten Bauten, Energieeinsparung bis zu 80% wird erreicht
  • Ersatz klassischer Elektroboiler durch Wärmepumpenboiler in allen Bauten, die Energieeinsparung beträgt bis zu 65%

Das Ziel des Projektes war eine jährliche Einsparung von insgesamt 823‘000 kWh und rund 100‘000.- Fr. durch den Einsatz von 100 Fernsteuerungen für Elektroheizungen, 720 Heizungsumwälzpumpen für EFH, 360 Heizungsumwälzpumpen für MFH und 100 Elektroboiler zu erreichen. Bei der Umsetzung der Massnahmen wurden die Endkunden mit Beratung, Coaching und Förderbeiträgen unterstützt.

Energie-Region

Energietal Toggenburg, 12 Gemeinden mit insgesamt rund 45‘000 Einwohnern zur Zeit des Förderprogramms

Kosten und Finanzierung

Für das Projekt wurden rund 470‘000.- Fr. an Kosten budgetiert. Die Hälfte des Budgets wurde als Förderbeiträge vergeben, die andere Hälfte wurde zur Finanzierung der Projektleitung, Marketing, Administration etc. verwendet. Durch die Fördergelder versuchte man Anreize für die Liegenschaftsbesitzer zu schaffen. Die Massnahmen wurden folgendermassen unterstützt:

  • Einbau von Fernsteuerungen für Elektroheizungen in Ferienhäusern durch 200.- Fr.
  • Ersatz der Heizungsumwälzpumpen durch A-Klasse-Pumpen mit 150.- Fr.
  • Ersatz der Elektroboiler durch Wärmepumpenboiler oder Anschluss an bestehendem Heizsystem (Sonnenkollektoren, Wärmepumpen, Fernwärme, Holz) mit 1‘000.- Fr. 
  • Beratungsangebot Haustechnik durch 500.- Fr.

ProKilowatt unterstützte das Projekt mit 2.63 Rappen pro eingesparte Kilowattstunde im Rahmen einer wettbewerblichen Ausschreibung für Stromeffizienz in 2011. Der Rest des Budgets setzte sich aus kantonalen Förderbeiträgen, Eigenleistungen des Fördervereins und Beiträgen der Unternehmen zusammen.

Zeitdauer
Die Projektplanung begann 2011. Geplant waren zwei Programmjahre in den Jahren 2012-2013, das Programm wurde ein Jahr verlängert und im Dezember 2014 abgeschlossen.
Involvierte Akteure

Im Projekt involviert waren verschiedenste Akteure: Elektro- und Heizungsgewerbe, Hauseigentümerverband (HEV), Tourismusorganisation, politische Gemeinden, Liegenschaftsbesitzer, Ferienhausbesitzer, Amt für Umwelt und Energie St. Gallen. Insgesamt fanden rund 35 Aktivitäten statt, unter anderem diverse Informationsveranstaltungen, Input an GVs, Kinowerbung, Teilnahme an regionaler Messe, Homepage, Flyer, Sonderseiten, Berichte und Inserate in regionalen Zeitungen, Gemeindeblätter- und Infomails, Streusendungen etc. 

Speziell ist der Einbezug des regionalen Gewerbes. In mehreren Sitzungen mit dem Gewerbe wurde informiert, ein Zusammenarbeitsvertrag abgeschlossen und eine Schulung durchgeführt. Die Massnahmen des Projektes wurden vor allem durch den Verkauf der Produkte (Einbau der Fernsteuerung, Ersatz der Umwälzpumpen und Elektroboiler) durch das Gewerbe umgesetzt. Ein Wettbewerb zum „erfolgreichsten Verkäufer“ schuf zusätzliche Anreize zum Verkauf. 

Interkommunale Zusammenarbeit/ Beitrag der Gemeinde

Die Gemeinden beteiligten sich indirekt am Projekt, dadurch dass der Förderverein Energietal Toggenburg von den Gemeinden getragen und finanziell unterstützt wird. Zudem wurden Informationen zum Projekt via Gemeindeblätter gestreut und jeweils am Schalter der Gemeinde aufgelegt.

Erfolge

Das Energieeinsparungsziel wurde bis zum Schluss nur knapp nicht erreicht. In der Grafik wird ersichtlich, dass die geplanten Stückzahlen, bzw. Einsparungen an kWh bei den Fernsteuerungen sowie den Heizungsumwälzpumpen für EFH und MFH nicht erreicht werden konnte. Der Ersatz durch Elektroboiler hingegen übertraf die geplanten Zielwerte stark. Insgesamt wurden 271 Elektroboiler, anstatt der 100 geplanten, eingesetzt. Dadurch kann das Defizit der ersten Massnahmen an geplanten Energieeinsparungen mit jener der Elektroboiler fast aufgehoben werden, und das Ziel konnte zu 95% erreicht werden.

Herausforderungen

Eine sehr gute Auftragslage im Gewerbe hat die Umsetzung des Projektes erschwert. Die auffälligsten Schwierigkeiten des Projektes spiegeln sich in den effektiv realisierten Massnahmen, bei denen die Zielwerte nicht erreicht wurden. 

Von den geplanten 100 Fernsteuerungen für Elektroheizungen in Ferienhäuser und –wohnungen wurden lediglich 10 Stück realisiert. Die Gründe für das Desinteresse sind unterschiedlich. Zum Teil wird die Temperatur der Ferienhäuser und -wohnungen manuell selbst oder von Nachbaren gesenkt oder aufgrund des Alters der Elektroheizungen werden statt zusätzlichen Investitionen Sanierungen in Betracht gezogen. Zusätzlich hatten viele Besitzer Bedenken bezüglich Feuchtigkeitsschäden an den Gebäuden, würden sie die Temperatur absenken. Auf der Seite der Projektträger kam hinzu, dass Ferienhaus- und -wohnungsbesitzer schwierig und nur mit grossem Aufwand erreicht werden konnten.

Lediglich 147 von geplanten 720 Heizungsumwälzpumpen für EFH und 6 anstatt von 360 Heizungsumwälzpumpen für MFH wurden realisiert. Die Gründe liegen einerseits beim Gewerbe. Ein einzelner Ersatz ist für das Gewerbe nicht interessant, Massnahmen mit einem kleineren Auftragswert als 1‘000.- Fr. sind durch den Administrationsaufwand für das Gewerbe zu klein. Zudem ist der Förderbeitrag von 150.- Fr. zu klein und die Strompreise zu tief, um einen Anreiz für Endkunden zu bieten.

Regionale Bedeutung

Das Stromspartour Projekt wurde vom regionalen Verein Energietal Toggenburg lanciert um durch Energieeffizienz der Vision der gesamten Region näher zu kommen. Die Massnahmen standen allen Liegenschafts- und Ferienhäuser- bzw. -wohnungsbesitzer der Region zur Verfügung und verschafften dem regionalen Gewerbe einen Mehrumsatz.

Nachhaltige Perspektive

Die Energieeffizienz und dadurch jährliche Reduktion des Energieverbrauchs werden sich über die Jahre positiv auswirken. Über 15 Jahre hinweg wird der Energieverbrauch durch 11’778’000 kWh reduziert.

„Tipps und Tricks“

Im Abschlussbericht des Projekts weist das Energietal Toggenburg auf verschiedene Erkenntnisse hin, die sie in diesem Projekt gewonnen haben, darunter:

  • Einbezug des Gewerbes ist eine wichtige Voraussetzung,
    Massnahmen mit einem Auftragswert von < 1’000.– Fr. sind weniger/nicht zu empfehlen
  • Förderbeiträge < 500.– Fr. bieten einen zu geringen Anreiz
  • Einsparungen < 600 kWh/Jahr sind bei den aktuell tiefen Strompreisen zu gering
  • Nicht mehr als zwei Fördermassnahmen in einem Projekt vorsehen
  • Personalisierte Werbeunterlagen für das Gewerbe bereitstellen