Schaffhausen – Das Auto, den Kleinlaster oder den E-Scooter teilen und das Klima schonen

Das Sharing-Projekt «Sharehausen» bietet der Bevölkerung kostengünstige Mobilität, sei es per Auto, Kleinlaster oder E-Scooter. Damit setzt die Stadt einen Teil ihrer Smart-City-Strategie um. Es gab Vorbehalte, doch die ersten Monate des Pilotprojekts zeigen ein anderes Bild.

Den letzten Bus verpasst? Das Sofa passt nicht ins Privatauto? Auf solche Sorgen bietet die Stadt Schaffhausen seit Sommer 2023 neue Antworten. Die Schaffhauserinnen und Schaffhauser kommen zum Beispiel neu per E-Scooter ans Ziel – flexibel und wann sie wollen. Sie transportieren den Grosseinkauf oder Möbel mit dem E-Kleinlaster «Smargo» oder holen sich eine kostenlose Jahresmitgliedschaft bei Mobility.
 

Smart unterwegs in «Sharehausen»

«Sharehausen» nennt sich das Projekt für nachhaltige Mobilität. Es basiert auf der Smart-City-Strategie von Schaffhausen, die unter anderem auf Sharing-Angebote und klimaneutrale, vernetzte Verkehrsmittel setzt. Die Ideen zu «Sharehausen» stammt von den beteiligten Mobilitätsunternehmen und den Schaffhauserinnen und Schaffhausern selbst. An einem Ideenwettbewerb brachten sie ihre Vorstellungen von smarter Mobilität ein. Eine Jury wählte die besten Vorschläge aus und glich sie mit einer Datenanalyse ab. Diese hatte gezeigt, wo Sharing-Angebote die meisten Privatfahrten ersetzen und so den grössten Nutzen erzielen. Daraus entstand ein Sharing-Angebot, das die gesamte Stadtfläche abdeckt.

Werden die Scooter im Rhein landen?

Bis «Sharehausen» Realität wurde, hatten die Verantwortlichen einige Schwierigkeiten zu überwinden: «Die Vorbehalte waren gross», sagt Ramon Göldi, Programmleiter Smart City und verantwortlich für «Sharehausen». «Manche befürchteten, dass die Scooter im Rhein landen, dass sie den Busverkehr und das Stadtbild stören, und dass die Polizei damit eine Menge Aufwand hat.» Bisher hat sich wenig davon bewahrheitet, zumal die Scooter an festen Standorten aufgestellt sind.
In den kommenden Monaten schaut sich das Projektteam die Nutzungsmuster an, um das Angebot zu verbessern. So kommen beispielsweise neue Standorte hinzu. Im Jahr 2024 prüft Schaffhausen, ob und in welcher Form das Angebot bestehen bleibt. Feste Infrastrukturen hat «Sharehausen» bewusst nicht geschaffen. Scooter-Standorte hinzuzufügen oder zu entfernen ist dadurch rasch möglich: «Innert eines Tages haben wir die Markierungen am Boden entfernt und den Standort in der App gelöscht», sagt Göldi.

Mut zum unternehmerischen Risiko

Schaffhausen ist eine der ersten mittelgrossen Schweizer Städte mit umfassendem Sharing-Angebot. «Die Stadt hat eine gute Grösse für ein solches Projekt. Wir haben urbane Herausforderungen, doch man kennt sich, und die Wege sind kurz», sagt Göldi. Nachahmenden empfiehlt er, Stakeholder früh einzubeziehen. «Bei uns waren zahlreiche Bereiche beteiligt – Stadtplanung, Stadtpolizei und Verkehrsbetriebe zum Beispiel.» Damit alle am gleichen Strick ziehen, brauche es auch eine Führung, die das Projekt unterstützt und das unternehmerische Risiko vertrete. Im Fall von Schaffhausen ist das geglückt.

Bildquelle: Sharehausen
«Sharehausen» in Zahlen
– 200 E-Scooter und 20 E-Bikes an 70 Standorten auf dem gesamten Stadtgebiet, buchbar via App
– 1 Kleinlaster «Smargo», buchbar via carvelo.ch
– Tiefe dreistellige Anzahl kostenlose Mobility-Abos

Kontakt
Ramon Göldi,
Leiter «Smart City» Schaffhausen,
ramon.goeldi@stsh.ch
Kosten und Finanzierung
Gesamtkosten: 260'000 Franken
Anteil Stadt Schaffhausen: 60%
Anteil BFE: 40%
Zeitdauer
– Potenzialanalyse und Ideenwettbewerb: Sommer/Herbst 2022
– Pilotphase: Juli 2023 bis Juni 2024 (Smargo bis Juni 2025)
– Auswertung: laufend
Involvierte Akteure
Stadt Schaffhausen, urbanista.ch AG, Mobilitätsakademie AG des TCS (Smargo), TIER Mobility SE, Mobility Genossenschaft
Erfolge
Bilanz nach drei Monaten: 
– Mobility-Jahresmitgliedschaft: 1/3 vergeben
– Smargo-Fahrzeuge: 2-3 Mal pro Woche für 3-4 Stunden
– E-Scooter: 150 Fahrten pro Tag – die schweizweit längsten (Zeit und Distanz)
Herausforderungen
– Schlechte Erfahrungen mit Scootern in anderen Städten
– Management vieler unterschiedlicher Stakeholder
– Unternehmerisches Risiko
„Tipps und Tricks“
– Gegenwind aushalten
– Flexibel bleiben: Ergebnisoffener Prozess, aber klare Marschrichtung