Ilanz/Glion – Wärmeverbund
Projektbeschrieb
Das Holzheizkraftwerk versorgt Liegenschaften über ein Fernwärmenetz mit Wärme und produziert Ökostrom. Damit leistet der Wärmeverbund einen Beitrag zur regional nachhaltigen Energiepolitik der Energiestadt Ilanz/Glion sowie zur Förderung erneuerbarer Energie.
Die Idee, ein Holzheizkraftwerk zu erstellen, hatten Vertreter der damaligen Stadt Illanz. Gemeinsam mit der lokalen Firma MM Aufbereitung und Recycling AG gründeten sie die Holzheizkraftwerk Ilanz AG und liessen eine Machbarkeitsstudie durchführen, um die Realisierung zu prüfen. In der Folge fand die Holzheizkraftwerk Ilanz AG mit dem ewz einen Partner, welcher das Projekt realisierte und das Holzheizkraftwerk sowie das Fernleitungsnetz bis zu den Unterstationen betreibt. Liegenschaften werden im Energie-Contracting mit Wärme für Heizung und Warmwasser versorgt. Aus der nicht benötigten Wärme zum Heizen wird als Nebenprodukt Ökostrom mittels eines ORC-Prozesses produziert (ORC steht für Organic Rankine Cycle – Dampfturbinen, welche nicht mit Wasserdampf, sondern hier durch Wärme aus der Verbrennung von Holz betrieben werden).
Das Heizkraftwerk versorgt über 55 lokale Institutionen, Unternehmen und Private mit Wärme, darunter das Regionalspital Surselva, das Alters- und Pflegeheim und weitere städtische Gebäude wie zum Beispiel das Schulhaus oder Rathaus. Als Energiequelle des Heizkraftwerks dient Altholzgemisch aus der Region.
Energie-Region
Ilanz/Glion, 1 Gemeinde (anfangs 2014 Fusion aus 13 Gemeinden), insgesamt rund 4’700 Einwohner, ab 2016 Teil der Energie-Region Surselva
Die Gesamtkosten des Projektes beliefen sich auf 17‘500‘000 Fr. und wurden vollständig durch das ewz übernommen. Dieser Betrag beinhaltete die Planung, Realisierung – inklusive der Fernleitungen und Übergabestationen in den einzelnen Liegenschaften – und den Betrieb des Holzheizkraftwerkes.
Das Holzheizkraftwerk, die Fernleitungen und Unterstationen bleiben im Eigentum des ewz. Die Kunden zahlen festgelegte und indexierte Preise.
2012 hat ewz mit der Akquisition von Kunden und 2013 mit der Planung begonnen. 2014 wurde der Bau des Holzheizkraftwerks sowie der Fernleitungen und Unterstationen realisiert. Seit Februar 2015 wird Wärme aus Holz ins Fernwärmenetz eingespeist.
Am Projekt sind die Gemeinde sowie das ewz beteiligt. Durch das Fernwärmenetz werden städtische Gebäude, Institutionen und private Haushalte versorgt. Die Umsetzung des Projekts wurde, wo immer möglich, mit lokalen Anbietern realisiert.
Vertreter der Gemeinde Ilanz haben das Projekt des Holzheizkraftwerks auf Boden der Gemeinde Castrisch, heute mit Ilanz/Glion fusioniert, initiiert.
Mit dem Anschluss der kommunalen Gebäude hat die Gemeinde eine Vorbildfunktion für die Nutzung von Wärmeverbunden übernommen.
An das Fernwärmenetz sind inzwischen über 50 Kunden und über 60 Gebäude angeschlossen. Die Wärmelieferung ist zu 80% und die Stromlieferung zu 100% CO2-neutral. Denn bei Spitzenlast im Winter und zu Revisionszeiten wird der zusätzliche Wärmebedarf durch Heizöl bereitgestellt.
Jährlich werden rund 620‘000 Liter Heizöl, also 1‘600* Tonnen CO2 eingespart. Pro Jahr produziert die Holzheizanlage 1‘800‘000 kWh Ökostrom, welcher 720 Haushalte mit Strom versorgt.
* Berechnung basierend auf: Dichte von Heizöl extraleicht: 0.845 kg/l gemäss Umrechnungshilfe EZV, 2015; CO2-Emission von Heizöl extraleicht: 3.16 t CO2 pro t Heizöl gemäss Faktenblatt 2015 BAFU CO2-Emissionsfaktoren
Die zentrale Herausforderung bestand darin, Liegenschaftsbesitzer zu finden, die ihre Gebäude an den Wärmeverbund anschliessen wollten, auch wenn noch keine Erneuerung der Wärmeversorgung fällig war. Zudem mussten sich die Häuser in der Nähe des Holzheizkraftwerks befinden.
Das Alt- und Restholz wurde vor der Inbetriebnahme des Holzheizkraftwerks aus der Region wegtransportiert, nun wird es lokal zur Produktion von Wärme genutzt. Durch das Holzheizkraftwerk wird zudem ein Wertschöpfungsabfluss aus der Region in der Höhe von rund 600‘000 Fr.* verhindert.
* Berechnung basierend auf: Heizöl-Jahresdurchschnittspreise von 2010-2015 von 97.36 Fr. pro 100 L gemäss BFS 2015
In der Anlage werden keine problematischen Holzabfälle verbrannt und die Asche wird ihrer Belastung entsprechend entsorgt. Rauchgase werden mit moderner Filtertechnologie gereinigt. Mit der ökologisch und ökonomisch sinnvollen Nutzung von Alt- und Restholz aus der Region zur Wärme- und Stromproduktion reduzieren sich die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und die Produktion von CO2.
Zentral bei der Umsetzung war die genaue Planung, eine klare und verlässliche Kommunikation mit allen Akteuren, auch den Kunden, und nicht zuletzt die Unterstützung der Gemeinde.