Escholzmatt – Wärmeverbund
Projektbeschrieb
Seit 1994 gibt es in Escholzmatt ein Fernwärmeverbund mit einer Holzschnitzelfeuerung. Das Projekt wurde damals von der Josef Bucher AG, einem Säge- und Hobelwerk, initiiert als das Schulhaus eine neue Heizung benötigte. Seither wird das Fernwärmenetz in mehreren Etappen laufend ausgebaut und versorgt heute neben den öffentlichen Gebäuden auch viele private Gebäude mit Wärme.
Inzwischen sind ca. 1.8 km Wärmeleitungen für das Netz verlegt worden. Am Fernwärmenetz angeschlossen sind die Schulhäuser der Gemeinde, das Altersheim, zwei Alterswohnblöcke, die reformierte Kirche, das Gemeindehaus, eine Schreinerei und mehrere Privatobjekte. Der Wärmebedarf der Gebäude am Netz beträgt 4‘500‘000 kWh pro Jahr.
Das Netz und die Unterstationen in den Gebäuden sind im Besitz der Josef Bucher AG und werden von ihr betreut. Um im Sommer die Holzschnitzel ebenfalls zu verwerten und die geplanten Neuanschlüsse mit Fernwärme versorgen zu können, wurde 2015 zusätzlich eine 120 kW Holzverstromungsanlage, oder auch Holzvergaseranlage genannt, installiert.
Durch das Fernwärmenetz können jährlich rund 7‘500 m3 Holzschnitzel, Hobelspäne, Sägemehl und Rinde in Form von trockenen und gesiebten Hackschnitzeln verwertet werden. Das Unternehmen produziert die Schnitzel selber aus ihrem Restholz und Holzabfällen aus der Region, trocknet diese mit Abluft aus der Anlage und verwendet sie zur Wärmeproduktion. Die Schnitzelfeuerung produziert ungefähr 4‘500‘000 kWh Fernwärme pro Jahr. Die Holzverstromungsanlage liefert pro Jahr über 1‘000‘000 kWh Strom und 1‘800‘000 kWh Fernwärme.
Die produzierte Fernwärme deckt den Bedarf der Gebäude am Fernwärmenetz zu mehr als 100%. Der Strom wird zu Betriebszeiten vom Säge- und Hobelwerk genutzt, während er vor allem nachts ins Netz eingespeist wird. Der Wärmeüberschuss der Verstromungsanlage, welche auch im Sommer läuft, wird einerseits zum Trocknen der Schnitzel verwendet. Andererseits benötigen das Altersheim und die Schulen auch im Sommer Wärme und die meisten Haushalte bereiten ihr Warmwasser mit Fernwärme zu.
Energie-Region
UNESCO Biosphäre Entlebuch, 7 Gemeinden mit insgesamt knapp 17’000 Einwohner
Projektstand
Bewirtschaftung
Die Gesamtkosten für das Fernwärmenetz beliefen sich auf 5‘500‘000.- Fr. Für die Holzverstromungsanlage benötigte es Investitionen in der Höhe von 1‘500‘000.- Fr. Die Investitionen wurden alleine von der Josef Bucher AG getragen.
1994 wurde die Schnitzelheizung in Betrieb genommen und 2015 zusätzlich die Holzverstromungsanlage mit Blockheizkraftwerk am Fernwärmenetz angeschlossen.
Das Projekt wurde vom Säge- und Hobelwerk initiiert und realisiert. Die Holzverstromungsanlage, welche in der Schweiz einzigartig ist, wurde von der Holzenergie Wegscheid aus Deutschland geliefert und wird aus der Ferne überwacht. Das Fernwärmenetz verläuft quer durch das Dorf Escholzmatt. Am Netz sind verschiedene Gebäude der Gemeinde wie auch viele private Gebäude angeschlossen.
1994 wurde das Fernwärmenetz aufgrund des Wärmebedarfs der Gemeinde in Betrieb genommen. In den nächsten Etappen wurden weitere kommunale Gebäude angeschlossen. Die Gemeinde leistete einen grossen Beitrag zum Entstehen des Fernwärmenetzes, da dieses dank des Anschlusses der kommunalen Gebäude überhaupt entstehen konnte.
Die beiden Anlagen (Holzfeuerung und Holzverstromung) produzieren gemeinsam jährlich über 1‘000‘000 kWh Strom und 6‘300‘000 kWh Wärme, wovon 4‘500‘000 kWh ins Fernwärmenetz eingespeist wird. Damit kann sich das Unternehmen selbst zu 100% mit Wärme und Strom versorgen. Zusätzlich können 400 Haushalte* mit Strom und 70 Gebäude mit Fernwärme versorgt werden. Durch die Ergänzung des Wärmenetzes mit der Holzverstromungsanlage im Jahr 2015 besteht Potenzial, noch mehr Gebäude am Fernwärmenetz anzuschliessen.
*Stromverbrauch pro Haushalt: 2‘500 kWh/ Jahr berechnet mit Standardstrom für eine 4-Zimmer Wohnung ohne elektrische Wärme gemäss ElCom Verbrauchsprofile typischer Haushalte
Zu Beginn des Projekts war der tiefe Heizölpreis eine der grössten Herausforderungen. Für Gebäudeeigentümer blieben dadurch die üblichen Heizölheizungen attraktiver als ein Anschluss ans Fernwärmenetz.
Das Fernwärmenetz trägt zur regionalen Verwertung von Holzabfällen bei und versorgt öffentliche wie auch private Gebäude in der Gemeinde Escholzmatt mit Wärme und Strom. Durch die Einsparungen an Heizöl wird jedes Jahr ein Wertschöpfungsabfluss aus der Region in der Höhe von rund 438‘000.- Fr* verhindert.
*Berechnung basierend auf Heizöl Jahresdurchschnittspreise von 2010-2015 von 97.36 Fr. pro 100 L gemäss BFS 2015
Mit der Holzschnitzelfeuerung und der Holzverstromungsanlage können Holzabfälle aus dem Betrieb und den lokalen Wäldern zu Wärme und Ökostrom verwertet werden. Jährlich werden so grosse Mengen an Heizöl, ungefähr 450'000 Liter (10 kWh entsprechen 1 Liter Heizöl) eingespart. Dadurch wird der CO2-Austoss in der Region jedes Jahr um 1‘200 Tonnen reduziert.*
*Berechnung basierend auf: Dichte von Heizöl extraleicht: 0.845 kg/l gemäss Umrechnungshilfe EZV, 2015; CO2-Emission von Heizöl extraleicht: 3.16 t CO2pro t Heizöl gemäss Faktenblatt 2015 BAFU CO2-Emissionsfaktoren
Um eine gute Wirtschaftlichkeit für ein Fernwärmenetz zu erreichen gilt die Faustregel: pro 1 Meter Leitung sollte 1 kW Leistung angeschlossen werden können.