Chiasso – Mobile Bäume spenden Kühle und Schatten
Unter dem Titel «Vivai diffusi» begrünt Chiasso die heissesten Plätze im Stadtzentrum mit Bäumen in Töpfen. Ziel der temporären Installationen ist es, die Bevölkerung für die Wichtigkeit von Stadtgrün zu sensibilisieren.
Stadtbäume senken an Hitzetagen die Temperatur, erfreuen das Auge und laden zu einem Schwatz im Schatten ein. Lauter Vorteile also – und dennoch haben Bäume in urbanen Räumen einen schweren Stand. Über der Erde stehen sie in Konkurrenz mit Verkehrswegen, unter der Erde mit Leitungen – vom Abwasser bis zur Glasfaser.
Die Stadt selbst weiss dank einer Studie zu Hitzeinseln, wo sie den Hebel ansetzen muss. Basierend auf ihrem Masterplan will sie nun Projekte lancieren, um Strassen und Plätze dauerhaft zu begrünen.
Eine lebende, mobile Installation
In Chiasso ist das nicht anders. «Bäume finden alle wichtig, aber wenn sie dann da sind, stören sie, weil sie Platz beanspruchen und Blätter verlieren», meint Rudy Cereghetti, Leiter des Bauamtes der Gemeinde. Deshalb hat sich Chiasso etwas einfallen lassen. Anstatt die Bäume in die Erde zu setzen, stellt die Gemeinde sie in erdgefüllten Betonringen an den heissesten Plätzen im Zentrum auf: am Bahnhof, beim Zoll und im Museumsquartier. Das Projekt nennt sich «Vivai diffusi», auf Deutsch etwa «sich ausbreitende Baumschulen».Von Neugierde bis Kopfschütteln
Die Reaktionen auf die temporären Installationen waren zu Beginn unterschiedlich. «Das Projekt hat Neugierde ausgelöst, doch nicht alle haben es auf Anhieb verstanden», sagt Cereghetti. Das änderte sich nach einigen Medienberichten und Führungen im Rahmen des schweizweiten «Festivals der Natur». Die Menschen nahmen den neuen Grünraum an und setzten sich zum Ausruhen und Plaudern auch mal auf die bereitgestellten Bänke. «Die Botschaft ist angekommen», meint der Projektverantwortliche seitens der Gemeinde.Stadtgrün beginnt im eigenen Garten
Ziel war es, die Bevölkerung für das Stadtgrün und seine positive Wirkung zu sensibilisieren – selbst wenn Privatpersonen zu einer grünen Stadt wenig beitragen können. Zumindest vorläufig. Mit einer Revision des Zonenplans will Chiasso auch Privatpersonen Möglichkeiten geben, ihren Garten klimawirksam zu bepflanzen.Die Stadt selbst weiss dank einer Studie zu Hitzeinseln, wo sie den Hebel ansetzen muss. Basierend auf ihrem Masterplan will sie nun Projekte lancieren, um Strassen und Plätze dauerhaft zu begrünen.
Frische Bäume an neuen Standorten
Derweil geht es mit «Vivai diffusi» weiter. Weil es den Bäumen im Betonring auf die Dauer zu trocken wird, pflanzt die Gemeinde sie nach einer Saison an ihrem endgültigen Standort ein, zum Beispiel an der Einkaufsstrasse Corso San Gottardo. Sie bietet mit ihrer Breite genügend Platz für Stadtgrün. Die Betonringe bleiben, wo sie sind. Dort laden bald wieder neue temporäre Stadtbäume zum Staunen und Pause Machen ein.Kosten und Finanzierung
Rund 33'000 CHF für 26 Bäume, finanziert von der Gemeinde Chiasso
Zeitdauer
April 2023 – ca. 2027
Involvierte Akteure
Gemeinde Chiasso
Projektteam rund um die Initiantin von «Vivai diffusi», Architektin Felicia Lamanuzzi
Festival der Natur
Projektteam rund um die Initiantin von «Vivai diffusi», Architektin Felicia Lamanuzzi
Festival der Natur
Erfolge
Bevölkerung für die Bedeutung begrünter Stadträume sensibilisiert
Herausforderungen
Geeignete Plätze für die Bäume finden, wo sie den Verkehr nicht stören
Regionale Bedeutung
Ähnliche Projekte in Mendrisio und Vezia
Nachhaltige Perspektive
Positive Wirkung auf die Lebens- und Aufenthaltsqualität, die Biodiversität, das Klima und das Zusammenleben im öffentlichen Raum
„Tipps und Tricks“
Sämtliche Stakeholder involvieren, die vom Projekt tangiert sind, z.B. auch die Polizei bezüglich Videoüberwachung – die Bäume dürfen den Kameras die «Sicht» nicht versperren.