Weggis – Seewassernutzung

Projektbeschrieb

Die Korporation Weggis war in der Vergangenheit ein regionaler Energielieferant durch Lieferungen von Feuerholz. Seit einigen Jahren ist die Korporation Betreiber eines Wärmeverbundes mit Holzschnitzelheizung in Weggis im Ortsteil Weiher/Dörfli. Hier werden diverse Gewerbebetriebe, Liegenschaften und Hotels mit ökologischer, nachhaltiger Wärmeenergie beliefert. 

Die Erzeugungskapazität dieser Heizzentrale ist mittlerweile durch den Anschluss vieler Liegenschaften erschöpft. Der Bedarf zur Versorgung weiterer Liegenschaften mit ökologischer Wärmeenergie in der Gemeinde Weggis ist weiterhin sehr hoch, wodurch sich die Möglichkeit ergab, das Energiepotential des naheliegenden Vierwaldstätter Sees nutzbar zu machen. Zusätzlich haben Naturgefahren, die Schutzwald Thematik, sowie die Waldwirtschaft die Korporation Weggis dazu gedrängt, die Energieversorgung mit Holz zu überdenken.

Als Ergänzung zum bestehenden Wärmeverbund mit einer Holzschnitzelheizung wird in Weggis ein Wärmeverbund mit Seewassernutzung gebaut. Mit diesem Entscheid zum Aufbau des Wärmeverbundes See wurde eine regionale, nachhaltige Lösung gefunden, welche unter anderem zur Reduktion von Treibhausgasemissionen führt und für Anwohner weiterhin den Anschluss an einen Wärmeverbund gewährleistet. Das Projekt wird zunächst etappiert, damit es auf die Bedürfnisse der Gemeinde und die lokalen Gegebenheiten angepasst und das finanzielle Risiko beschränkt werden kann.





Funktionsweise Wärmeverbund See

Der Wärmeverbund See Weggis besteht aus einem Seewasserpumpwerk, Energiezentralen mit Wärmepumpen, einem Verteilnetz aus Fernwärme- und Fernkälteleitungen sowie den dezentralen Übergabestationen.

Das Seewasser wird in einer Tiefe von ca. 25 m südlich vom Dorfkern mit einer Temperatur zwischen 4-6°C gefasst und in einer Tiefe von ca. 36 m abgekühlt um 1-3°C zurückgegeben. Das unterirdische Seewasserpumpwerk wird im fertigen Zustand nur durch eine Zugangsluke von der Oberfläche aus sichtbar sein. Die hydraulischen Komponenten des Pumpwerks bestehen im Wesentlichen aus den Umwälzpumpen, Wärmetauschern, Ventilen und Rohrleitungsverteilung sowie den elektrischen Komponenten. Die beiden Seewasserleitungen der Entnahme- und Rückgabeleitung münden in das Seewasserpumpwerk. 

Die Wärmetauscher übergeben die Seewärme an einen Zwischenkreis, der mit frostsicherem Propylenglykol gefüllt ist. Das Seewasser dient als Wärmequelle für die Wärmepumpen und wird den Liegenschaften zudem als Gebäudekühlung in den Sommermonaten angeboten, um dem steigenden Bedarf an ökologischer Komfortkühlung Rechenschaft zu tragen. Entsprechende Verbraucher werden dafür über ein Fernkälte-Leitungsnetz angebunden.

Die Verteilnetze sind über fast das gesamte Gemeindegebiet erweiterbar, sofern sich die technische, ökologische und wirtschaftliche Notwendigkeit ergibt. Die Energiezentrale besteht aus Ammoniak-Wärmepumpen, die das Temperaturniveau des Seewassers nutzen und dieses auf Temperaturen zur Raumheizung und Brauchwarmwassererwärmung anheben. In den Übergabestationen für Fernwärme und Fernkälte, die in den jeweiligen Liegenschaften angeordnet sind, wird die Wärme-/Kälteenergie an das hausinterne Verteilnetz übergeben.

Energie-Region
Luzerner Seegemeinden, 3 Gemeinden, insgesamt knapp 6‘500 Einwohner

Kosten und Finanzierung

Die Kosten für das Projekt belaufen sich in der ersten Ausbauetappe auf etwa 6 Mio. CHF. Hierin sind das Seewasserpumpwerk mit der Seewasserfassung, die Energiezentrale im Schulhaus Weggis und die Fernleitungsverteilnetze inbegriffen. In den weiteren Ausbauetappen entfallen die Kosten für die Seewasserfassung sowie das Seewasserpumpwerk. Einen Teil der Kosten wird über das Programm für Wärmeverbünde der Stiftung Klimaschutz und CO2–Kompensation (KliK) getragen. Die kantonale Förderung für Wärmeverbünde wurde aufgrund Sparmassnahmen des Kantons Luzern mittlerweile ersatzlos gestrichen, so dass sich die Finanzierung des Wärmeverbundes aufgrund der angeschlossenen Liegenschaften sowie der innovativen Betriebsweise des Wärmverbundes ergeben wird.

Zeitdauer

Im 2017 wurde der Wärmeverbund in Betrieb genommen. Als erste Liegenschaften wurden die Schulen sowie die angrenzenden Liegenschaften mit Wärmenergie versorgt. Für das Jahr 2018 ist der Anschluss von weiteren 40 Liegenschaften geplant. Der weitere Ausbau in den Folgejahren ergibt sich aufgrund des Interesses der Einwohner und Gewerbetreibenden der Gemeinde Weggis.

Das Projekt kann dem Anschlussbedarf und der weiteren Entwicklung der Gemeinde Weggis angepasst werden. Die Grundlagen hierfür wurden geschaffen.

Involvierte Akteure

In Weggis sind verschiedene öffentliche Aufgaben zwischen der Korporationsgemeinde und der Einwohnergemeinde aufgeteilt. Die Idee für den Wärmeverbund kam aus der Privatwirtschaft und die Korporation Weggis konnte dieses Projekt übernehmen. Eine wichtige Rolle bei diesem Projekt spielt also die Korporation Weggis, welche als Bauherrschaft agiert. Die Generalplanung des Projektes wurde durch die Firma ENGIE Services AG übernommen. Zahlreiche Unternehmen im Perimeter der Gemeinde Weggis sind an der Realisierung des Wärmeverbundes involviert und somit verbleibt ein Grossteil der Wertschöpfung in der Region. 

Anwohner die an einem Anschluss an den Wärmeverbund See interessiert sind, können sich mit der Korporation in Verbindung setzten.

Interkommunale Zusammenarbeit/ Beitrag der Gemeinde
Der Wärmeverbund See Weggis zeichnet sich durch die Integration der lokal nutzbaren Ressourcen aus. Die vor Ort vorhandene Energie wird für die Energieversorgung nahezu aller öffentlichen Gebäude in Weggis genutzt. Zum Erfolg bedarf es die Zusammenarbeit aller örtlichen sowie kantonalen Körperschaften.
Erfolge

Das zunehmende Interesse an diesem ambitionierten Projekt ist sehr gross. Die Nachfrage der Bevölkerung, an den Wärmeverbund angeschlossen zu sein, war sogar so gross, dass der Perimeter vergrössert werden musste.

Synergieeffekte zwischen der Sanierung von gemeindeeigenen Versorgungsleitungen, Strassensanierungen und dem Wärmeverbund reduzieren die Gesamtkosten aller Beteiligten. 

Die Gemeinde und ihre Bürger profitieren letztendlich von einer modernen, nachhaltigen Infrastruktur.

Bereits 2017 konnte zeitgleich mit dem Leitungsbau der Verteilnetze, den Bauarbeiten in der Energiezentrale im Schulhaus Sigristhofstatt und dem Seewasserpumpwerk, der Wärmeverbund den Provisorienbetrieb aufnehmen. In der Heizperiode 2017/2018 konnten die vertraglich verbindlichen Wärmelieferungen erfüllt werden.

Herausforderungen

Die rasante Entwicklung des Projektes zwischen Entscheid zum Bau, Genehmigungen der Behörden sowie den unterschiedlichen Planungsphasen erfordern eine Flexibilität und Innovationsfähigkeit aller am Projekt Beteiligten. Verschiedene Projektphasen überschneiden sich, teilweise befindet man sich noch in der Konzeption, während andere Teilprojekte schon fertig gestellt sind.

Regionale Bedeutung

Die Korporation Weggis geht mit Hilfe der Gemeinde Weggis als eine der vielen Gemeinden um den Vierwaldstättersee mit Seeanschluss als gutes Beispiel voran. Der Wärmeverbund See Weggis trägt zur regionalen, nachhaltigen Energieversorgung von öffentlichen und privaten Gebäuden bei. Ausserdem kann durch die Einsparungen an fossilen Rohstoffen ein Wertschöpfungsabfluss aus der Region verhindert werden.

Nachhaltige Perspektive

Das Generationenprojekt erfüllt langfristig die Energiestrategie des Bundes und vereinbart ökologische sowie ökonomische Anforderungen an eine moderne Energieversorgung. Durch den Wärmeverbund See Weggis kann ein Grossteil der fossilen Energieversorgung durch erneuerbare Energie ersetzt werden. Das Projekt trägt mit dazu bei, dass der jährliche CO2-Ausstoss um 1‘014 Tonnen und der globale Treibhauseffekt reduziert werden. Die Wertschöpfung bleibt innerhalb und in der Umgebung der Gemeinde Weggis.

„Tipps und Tricks“

Durch eine einvernehmliche Kommunikation zwischen dem Netzbetreiber der Korporation Weggis sowie der Gemeinde Weggis führt das Projekt zur förderlichen Akzeptanz in der Bevölkerung. Die Kommunikation zwischen den örtlichen Körperschaften und der Bevölkerung muss gut durchdacht sein und ständig den Erfordernissen angepasst werden, um im Vorfeld Vorurteile auszuräumen.

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